Kopfloses Kriegerdenkmal Langendreer

Kriegerdenkmäler werden oft von besonderen Geschichten begleitet und in der heutigen Zeit global sehr viel und hitzig diskutiert.

Auch in Bochum gibt es einige von ihnen und die Debatten und ihre Geschichten sind äußerst vielfältig. Über das Kriegerdenkmal im Stadtpark berichteten wir bereits ausführlicher und deshalb ist nun das wohl zweitbekannteste im Bochumer Stadtgebiet an der Reihe: Das kopflose Denkmal in Langendreer an der Unterstraße, direkt vor der Lessing-Schule. 

Viele mögen es kennen, steht es doch an sehr prominenter Stelle an einer der Hauptverkehrsstraßen in Langendreer und damit auch an den Straßenbahnlinien 302, 305 und 310. Doch den wenigsten wird der Hintergrund der “Kopflosigkeit” des Denkmals bekannt sein. Eingeweiht wurde das Denkmal, das an die hiesigen Krieger- und Landwehrvereine in Langendreer erinnern sollte, am 28. Juli 1929. Auch damals Stand es bereits an einem prominenten Ort in Langendreer, an der Ecke Kaiserstraße/Poststraße. (Heute Alte Bahnhofstraße/Unterstraße)

Kriegerdenkmal in Langendreer, Foto: Sebastian Döpp
Standort des Kriegerdenkmals in Langendreer. Karte: Google Maps, Markierung: Döpp

In seiner ursprünglichen Fassung, war der Soldat mit abgenommenen Helm und abgesetztem Gewehr dargestellt. Eine Pose, die man durchaus als Geste der Besinnung und der Kriegsmüdigkeit deuten könnte. Die Inschrift auf der Vorderseite des Denkmals dankt den Soldaten im Namen der Bürger:innen Langendreers. 

Die Rückseite zeichnet jedoch ein anderes, weitaus düsteres Bild: Hier steht nämlich geschrieben: “Einst kommt der Tag da alle Welt euren Ruhm verkünden wird!” Ein klarer kriegerischer, provozierender Appell, der der Welt quasi erneut mit der feindlichen Rückkehr der deutschen Soldaten droht.

Vorderseite des Denkmals, Foto: Döpp
Rückseite des Denkmals, Foto: Döpp
Nordseite des Denkmals, Foto: Döpp

Im Jahre 1968 wurde der Zusatz “1939-1945” an der Nordseite des Denkmals angebracht. Fest steht auch, dass durch diesen Zusatz die Botschaft des Denkmals nochmals problematischere Züge annimmt: Denn nun “droht” die Inschrift auf der Rückseite nicht mehr “nur” mit der Rückkehr der Soldaten der Kaiserlichen Armee, sondern auch mit der Rückkehr der Wehrmacht und dass “alle Welt deren Ruhm verkünden wird”. Eine solche Deutungserweiterung eines Kriegerdenkmals für Gefallene des Ersten Weltkrieges ist an sich etwas häufig vorkommendes und somit fast “normal”, wenn man über Kriegerdenkmäler spricht. Dennoch scheint dieses Denkmal gerade mit der Botschaft auf der Rückseite einen Sonderfall darzustellen, der, wie man noch heute sehen kann, Teilen der Bochumer Bevölkerung überhaupt nicht gefiel. 

Und so entfernten bis heute unbekannte Aktivist:innen 1987 den Kopf des Denkmals als Zeichen des Protests. Erst im jähr 2004 wurde unter enormen Kosten ein neuer Kopf auf dem Denkmal angebracht, und anschließend auch unter Denkmalschutz gestellt. Instrumentalisiert wurde das Denkmal daraufhin auch von der Bochumer NPD, die am Volkstrauertag 2009 dort mit Reichsfahnen und Fackeln den gefallenen Soldaten beider Weltkriegen “gedachten”.  Mittlerweile ist das Denkmal wieder kopflos, der ursprüngliche Kopf aus dem Jahre 1929 ist allerdings 2019 wieder aufgetaucht, wie das Video vom Bochumschau.tv zeigt.

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