Das Bochumer Rathaus

Das heutige Bochumer Rathaus in der Innenstadt wurde zwischen 1926 und 1931 erbaut, da Bochums Einwohnerzahl aufgrund der Eingemeindungen 1904 und 1926 auf rund 200 000 gestiegen war und die Verwaltung der Stadt neu zentralisiert werden sollte. Das Rathaus wurde erstmals an seinem heutigen Ort gebaut; das alte Rathaus der Stadt befand sich am Alten Markt gegenüber der Propsteikirche St. Peter und Paul.

Erster Oberbürgermeister Bochums, der seinen Amtssitz in dem neuen Gebäude hatte, war Dr. Otto Ruer. Dieser war von 1925 bis 1933 Oberbürgermeister Bochums, ehe ihn die Nationalsozialisten Anfang März 1933 aus dem Amt drängten.

Stadt Bochum: Pressearchiv, undatiert.

1928 erhielt die NSDAP in Bochum bei den Kommunalwahlen lediglich 2,3% der Stimmen, wobei die Partei bereits kurze Zeit später – Ende der 1920er Jahre – einen starken Anstieg der Mitgliederzahlen erlebte und bei der Reichstagwahl vom 5. März 1933 36,7% der Stimmanteile verbuchen konnte. Schon einen Tag nach der Wahl, am 6. März 1933, wurde die nationalsozialistische Fahne vom Rathaus gehisst.

Der Nationalsozialismus zog kurze Zeit später dann auch in das Innere des Gebäudes: Am 11. März 1933 wurde Otto Ruer aus seinen Amtsgeschäften enthoben sowie vorläufig beurlaubt und am 24. März Dr. Otto Leopold Piclum zum Bochumer Staatskommissar bestellt. Piclum war zuvor Chefredakteur der NSDAP-Parteizeitung „Rote Erde“, die für das mittlere und östliche Ruhrgebiet sowie das Sauer- und Siegerland zuständig war (ca. der Regierungsbezirk Arnsberg). In der Zeit vor 1933 wurde die Zeitung mehrfach verboten.

Ende Juli 1933 wurde Piclum schließlich von der „gleichgeschalteten“ Stadtverordnetenversammlung zum Bochumer Oberbürgermeister gewählt, nachdem zuvor die acht KPD-Abgeordneten ihre Mandate nicht erhielten und die SPD-Verordneten aufgrund von Repressionen und politischen Verfolgungen lediglich an der ersten Sitzung teilnehmen konnten. Bereits in dieser ersten Sitzung wurden Adolf Hitler – gegen die Stimmen der SPD-Abgeordneten – die Ehrenbürgerrechte der Stadt Bochum verliehen. Erst 1984 wurden diese Hitler aus ethischen und moralischen Gründen ausdrücklich aberkannt – rechtlich erloschen sie bereits mit dessen Tod.

Der Bochumer Oberbürgermeister Dr. Otto Piclum (rechts) mit NS-Gauleiter Paul Giesler (Mitte), 1942, URL: https://www.lwl.org/westfaelische-geschichte/portal/Internet/finde/langDatensatz.php?urlID=639&url_tabelle=tab_medien
Stadt Bochum: Pressearchiv, undatiert

Piclum, dessen Schwager Ernst Riemenschneider Kreisleiter der Bochumer NSDAP war, blieb zehn Jahre Bürgermeister von Bochum, ehe er 1943 in den Ruhestand versetzt wurde und ihm Friedrich Hesseldieck folgte. Kurz vor der Befreiung Bochums durch die amerikanischen Truppen floh Hesseldieck und das Amt übernahm Franz Geyer, der nach einer kurzen Internierung im Juli 1945 von der Alliierten Militärregierung als Oberbürgermeister wieder eingesetzt wurde.

Stadt Bochum: Pressearchiv, undatiert

Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Rathaus teilweise zerstört, allerdings in der direkten Nachkriegszeit wieder aufgebaut und 1951 fertiggestellt. Nach der einjährigen Amtszeit Geyers übernahm 1946 Willi Geldmacher von der SPD das Amt, der dieses während der alliierten Besatzungszeit und darüber hinaus bis 1952 ausübte.

Stadt Bochum: Pressearchiv, Oktober 1950

Weiterführende Literatur:

Stadtarchiv Bochum: Rathaus Bochum, in: Dies. (Hrsg.): Leidens-Wege in Bochum 1933 bis 1945, URL: https://www.bochum.de/Stadtarchiv/Bochum-in-der-NS-Zeit/Leidens-Wege-in-Bochum-1933-bis-1945/Die-Stationen, zuletzt aufgerufen am 21.10.2021.

Wagner, Johannes Volker: Hakenkreuz über Bochum. Machtergreifung und nationalsozialistischer Alltag in einer Revierstadt, Bochum 1983.

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