Appolonia Pfaus

Vielen Bochumer:innen wohl nicht bekannt, liegt der Appolonia-Pfaus-Park im Zentrum von Bochum, direkt hinter dem Technischen Rathaus der Stadt. Ebenso wenig bekannt ist die Geschichte der Namensgeberin des Parks.
Die Sinteza Appolonia Pfaus wurde am 18 Januar 1878 oder 1879 in der französischen Schweiz oder aber am 06. Januar 1878 in Calmbach (Baden-Württemberg) geboren. Die biografischen Daten zu ihrem Leben sind leider – wie sehr oft bei Sinti:zze und Roma:nja, die in der NS-Zeit verfolgt wurden – nur sehr wenig überliefert und manchmal auch widersprüchlich. Als sicher gilt, dass sie in Bochum mit dem Sinto Josef Winter lebte und elf Kinder hatte. Von ihnen überlebten nur drei die NS-Diktatur (drei weitere starben schon als Kind vor 1933), der Großteil der Familie Pfaus wurde im nationalsozialistischen Lagersystem ermordet oder starb aufgrund der schlechten Lebensbedingungen.

Straßenschild am Appolonia-Pfaus-Park. Foto: Sebastian Döpp

Über Appolonia ist nur bekannt, dass sie bis zum 21. Oktober 1943 mit ihrem vierten Sohn Peter in Bochum lebte. Aus einer schriftlichen Stellungnahme des Polizeipräsidenten Bochums von 11. Juni 1960 geht hervor, dass sich Appolonia bei Peters Verhaftung am 21. Oktober wohl freiwillig der Deportation angeschlossen hatte, um die Familie nicht verlassen zu müssen. Der Transport ging vom Bochumer Nordbahnhof aus erreichte am sieben Tage später Auschwitz. Zu belegen ist dies unter anderem durch die Häftlingskarten aus Buchenwald bzw. Mittelbau-Dora ihres Sohns Nikolaus. Hier ist vermerkt: Adresse der Angehörigen: Mutter. Apolonia [sic] P.[faus], Zig.[euner] L.[ager] Birkenau, bei Auschwitz.

Appolonia Pfaus starb am 12. Mai 1944 in Auschwitz-Birkenau. Ihre Geschichte ist bezeichnend für eine Biografie einer Sinteza während der NS-Zeit. Die wenigen biografischen Daten, die überliefert sind, stammen oftmals aus Häftlings- oder Sterbeakten aus den Lagern des nationalsozialistischen Lagersystems. Häufig können, wie bei Appolonia und ihrer Familie, die Lebensgeschichten nur mosaikhaft rekonstruiert werden.

Ausstellung im Historischen Nordbahnhof. Foto: Döpp

Eine temporäre Ausstellung im Bochumer Nordbahnhof, entworfen und bearbeitet von der Initiative Nordbahnhof Bochum e.V. (auch unter Mitarbeit in Personalunion von Sebastian Döpp aus unserem Verein), beleuchtet die Geschichte des Nordbahnhofs als Ort der Deporationen aus und nach Bochum. Ebenfalls werden, exemplarisch durch ausgewählte Biografien, verschiedene Opfergruppen vorgestellt und sichtbar gemacht. Appolonia Pfaus und ihre Familie stehen auch dort exemplarisch für die Geschichte der Sinti:zze und Roma:nja in Bochum und Umgebung.

Die Ausstellung kann das nächste mal am Werk.Stadt.Tag der Stadt Bochum am 16.09. besichtigt werden, der Eintritt ist kostenlos.