Lore Agnes

Lore Agnes war eine von nur 37 Frauen bei der verfassungsgebenden Deutschen Nationalversammlung im Jahre 1919, zentrales Mitglied der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) und Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), Parlamentarierin im Reichstag von 1920 bis 1933 sowie Gründungsmitglied der Arbeiterwohlfahrt (AWO). Bekannt ist die am 4. Juni 1876 in Bochum als Lore Benning geborene Politikerin und Frauenrechtlerin aber nur wenigen.

Nach dem Tod ihres Vaters, ein Bochumer Bergmann, zog Lore Benning nach Düsseldorf, um dort als Dienstmädchen zu arbeiten. Schon früh schloss sie sich aufgrund der schlechten Arbeitsbedingungen der sozialistischen Frauenbewegung an. Im Jahr 1906 heiratete sie den Gewerkschaftssekretär Peter Agnes. Sie gründete den „Verband der Hausangestellten“ – eine Gewerkschaft für die Berufsgruppe der Dienstmädchen und andere Hausangestellten. Am Internationalen Frauentag am 19. März 1911 trat sie als Hauptrednerin auf und forderte das Recht für Frauen frei wählen zu gehen. Während des Ersten Weltkriegs wurde Agnes aufgrund ihres pazifistischen Engagements mehrfach verhaftet.

Lore Agnes 1928, Foto: Reichstags-Handbuch 1928, gemeinfrei
Lore Agnes mit Clara Zetkin und Mathilde Wurm (von links nach rechts) 1919 in Berlin, Stadt Bochum / Bildarchiv

Im Jahre 1917 trat sie der USPD bei und wurde schnell zu einem zentralen Mitglied der Partei. Im Zeitraum von 1919 bis 1933 saß sie als Abgeordnete in der Weimarer Nationalversammlung (USPD, bis 1920) und anschließend im Reichstag (ab 1922 für die wiedervereinte SPD). Der Hauptfokus ihres politische Engagements lag weiterhin auf der Sozialpolitik und der Gleichstellung der Frauen.

Zusammen mit Marie Juchacz und anderen Mitstreiter:innen gründete Agnes 1919 die Arbeiterwohlfahrt in Düsseldorf.

Als im Juni 1933 die SPD verboten wurde, begab sich Lore Agnes in den Untergrund und betrieb illegale Parteiarbeit. In den 1930er Jahren wurde sie mehrfach verhaftet, aber immer wieder freigelassen. Nach dem gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 wurde sie im Rahmen der „Aktion Gitter“ erneut verhaftet und entging nur aufgrund von schwerer Krankheit der Deportation in das KZ Ravensbrück. Auch die AWO wurde nach dem gescheiterten Versuch sie gleichzuschalten aufgelöst und verboten.

Rede von Lore Agnes zur Gleichberechtigung der Frau vor dem Reichstag, 204. Sitzung, 6. April 1922 (Verhandlungen des Reichstages, Bd. 354, S. 6912-6913). Ab linke Seite, rechte Spalte, Mitte.

Lore Agnes überlebte den NS-Faschismus und engagierte sich nach dem Krieg in Düsseldorf für den Wiederaufbau der SPD und der Arbeiterwohlfahrt. In Bochum erinnert der Lore-Agnes-Preis für Gleichstellung an der Ruhr-Universität an das Leben und Engagement von Lore Agnes.

/Sebastian Döpp

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