Mahnmal für das Buchenwald-Außenlager Brüllstraße

Mahnmal für das KZ-Außenlager des Bochumer Vereins in Stahlhausen. Foto: Sebastian Döpp

Der Bochumer Verein ist vielen Bochumer:innen ein Begriff – meistens durch die Stadtbahn-Haltestelle Bochumer Verein/Jahrhunderthalle oder durch die prominent vor dem Rathaus platzierte Glocke, die aus dem Werk des Vereins stammt. Diese Glocke steht auch symbolisch für die glorreiche Geschichte des Konzerns – sie wurde immerhin für die Weltausstellung in Paris 1867 produziert und dort ausgestellt. Dieser wirtschaftlich erfolgreichen und innovativen Zeit wird gerne gedacht, sie passt gut in den Kohle-und-Stahl-Mythos des industriekulturell geprägten Ruhrgebiets. 

Dass der Bochumer Verein neben einer ganzen Reihe an Zwangsarbeiterlagern auch ein Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald unterhielt, wissen allerdings nur die wenigsten. Ein Mahnmal an dessen ehemaligen Standort soll daran erinnern.

Während am Anfang des Krieges zunächst sogenannte Vertragsarbeiter vor allem aus Italien eingesetzt wurden, um die Produktionskapazitäten des Bochumer Vereins zu erhöhen, folgten ab Mitte 1940 über 800 Kriegsgefangene. Insgesamt beläuft sich die Zahl der Zwangsarbeiter:innen, die beim Bochumer Verein arbeiten mussten, auf über 10.000 verteilt auf min. 15 Lager (21 mit den Lagern des Tochterunternehmens Hochfrequenz-Tiegelstahl GmbH). Zur Aufrechterhaltung der Rüstungsproduktion drängte der Bochumer Verein 1943 auf Zuweisung von KZ-Häftlingen.

Lageplan des Außenlagers. Foto: Döpp
Ungefährer Standort des Außenlagers und jetziger Standort des Mahnmals. Screenshot: Google Maps

Im Juli des selben Jahres beschäftigte der Bochumer Verein zum ersten Mal KZ-Häftlinge. Ab Mitte 1944 erfolgte der Bau eines offiziellen Außenlagers des KZ Buchenwald an der ehemaligen Brüllstraße (heute im Bereich Obere Stahlindustrie/Am Umweltpark). Für den 19. November 1944 ist eine Belegungsstärke von 1706 meist jüdischen Häftlingen bekannt. In unmenschlichen Bedingungen hausten und arbeiteten die ersten Häftlinge, die zunächst aus Auschwitz kamen, im Lager, das aus 17 Baracken bestand. Im August 1944 traf ein Transport mit 400-500 Häftlingen aus Buchenwald ein. Wie viele KZ-Häftlinge insgesamt im Außenlager des Bochumer Vereins arbeiten mussten, lässt sich nicht mehr genau rekonstruieren. 

Im Außenlager kamen viele Häftlinge durch Mangelernährung, Erschöpfung oder Misshandlungen ums Leben oder wurden gezielt hingerichtet. Auch starben Häftlinge durch alliierte Bombenangriffe , da ihnen keine Luftschutzbunker zur Verfügung standen. Wie viele Häftlinge im Außenlager starben, lässt sich ebenfalls nicht mehr nachvollziehen, belegt sind mindestens 108. Auch die Gestaltung des Mahnmals durch den Bochumer Künstler Marcus Kiel, erinnert an diese menschenunwürdigen Zustände: Es ist eine Betonröhre zusehen, die mit einem Zitat von Rolf Abrahamson, der die Haft in diesem Lager überlebte, versehen ist: “Ich habe mich retten können, weil ich in ein Zementrohr gekrochen bin. Während der Luftangriffe hörte ich, wie Bombensplitter auf das Rohr fielen.” 

/Sebastian Döpp

Stolperschwelle für die Häftlinge des Außenlagers. Foto: Döpp

Für mehr Informationen zu diesem Thema empfehlen wir u.a.:

Ein Bochumer Konzentrationslager – Geschichte des Buchenwald-Außenlagers des Bochumer Vereins. Aufsätze, Fotos, Dokumente, hrsg. v. VVN-BdA (Kreisvereinigung Bochum), Bochum 2019, 112 S., ISBN: 978-3-931999-25-4, 7.50 €

3 Kommentare zu „Mahnmal für das Buchenwald-Außenlager Brüllstraße“

  1. Tatsächlich bin ich ein paar Monate, jedes Mal auf dem Weg zu meinem Werkstudenten-Job an dem Stolperstein vorbei gelaufen, ohne diesen wahrzunehmen, bis er mir vor ca. einem halben Jahr aufgefallen ist. Bei meiner eigenen kleinen Recherche habe ich zwar ein paar Infos zu dem Außenlager gefunden, aber der Artikel beinhaltet definitiv noch weitere wichtige und interessante Fakten. Ich werde meine Pause nächste Woche, oder meinen Weg nach Hause definitiv dazu nutzen das Mahnmal zu besuchen.

  2. Brutale oft tödlich endende Arbeitsbedingungen, in allen Lagern ,nicht nur in Bochum. Ob in den Zechen oder den anderen Betrieben die alle für die Rüstung eingesetzt wurden. Mein Onkel hat mir als Jugendlicher sehr viel erzählt über das Lager Brüllstr.Er hat dort im Materiallager und Küche gearbeitet. Die Baracken und Gebäude standen zum Teil noch und wurden zu Schweineställen umgebaut .Bei der Übernahme BV von Krupp Mitte der 60 Jahre wohnte meine Tante und Onkel noch auf dem Werksgelände im ehemaligen Haus der Lagerleitung zur Miete.

  3. Diese Lager Brüllstrasse war doch nur eines von mehreren Lagern in denen Häftlinge und Kriegsgefangene welche beim BV arbeiten mussten untergebracht waren . So hinter der Eisenbahnlinie im Bereich Hüttenstrasse , dann auf der Halde Essener Straße hinter der ehemaligen Gasttätte Fischer und an der Emilstraße Richtung Höntrop . Dort wurde ja auch Häftlinge erschossen . Genau wie sie im Stahlwerk 1 erschossen und chargiert wurden . Ein anderes Lager war bei O&K Wörthstrasse wo Russinnen auch bei Luftangriffen in den Holzbaracken verbleiben mussten .

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